Apple Vision Pro: Nebenwirkungen können das Gehirn beeinflussen

Die Nutzung der neuen Apple Vision Pro kann unangenehme Nebenwirkungen haben, vor denen nun auch erste Forscher warnen.

17.02.2024, 19:50 Uhr
Apple Vision Pro: Nebenwirkungen können das Gehirn beeinflussen
IMAGO / Zuma Wire
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Seit zwei Wochen ist sie jetzt erhältlich – zumindest in den USA. Die Apple Vision Pro ist das Zukunfts-Gadget, auf das die Fans seit Jahren sehnsüchtig gewartet haben. Dabei handelt es sich um eine Brille, die „Virtual Reality“ in den Alltag des Trägers nahtlos einfließen lässt und gemeinsam mit einem gekoppelten Headset eine audiovisuelle Welt erschafft, die den Nutzer in die verschiedensten synthetischen Umgebungen versetzen kann. 

Möglich wird das gemacht durch jede Menge Kameras und Sensoren, die sowohl die Umwelt aufnehmen und registrieren, als auch neue, virtuelle Informationen erschaffen und in das Sichtfeld des Trägers der Apple Vision Pro hinein projizieren können. Auch Apps können angezeigt und dabei geöffnet werden und deren Inhalte in das sichtbare Geschehen einfließen. Das Ganze erscheint dann sogar schwebend vor einem und ermöglicht so eine Welt, wie man sie aus Zukunftsvisionen wie Avatar oder Minority-Report her kennt.

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Nach Wunsch der Entertainment-Konzerne Apple und Meta, soll die zukünftige Welt so fesselnd sein, dass die Nutzer die Brille nicht nur gelegentlich tragen, sondern in der virtuellen Welt regelrecht leben wollen. Die Apple Vision Pro ist allerdings kein wirklich preiswertes Vergnügen, denn sie kostet mit rund 3.500 US-Dollar mehr, als die meisten Menschen für ein Gadget leisten können oder wollen. 

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IMAGO / Pond5 Images

Forscher warnen vor der neuen Apple Vision Pro

Die dennoch dafür genug übrig haben, müssen dafür in die USA fliegen, denn auf dem europäischen Markt ist die Konstruktion, die an eine Skibrille erinnert, noch nicht erhältlich. Der sogenannte „Passthrough“-Effekt, der die Brille in die Lage versetzt, das reale „außen“ mit den Virtuellen Informationen zu verknüpfen, scheint aber einige seltsame und vor allem unangenehme Nebeneffekte zu erzeugen – und zwar für das menschliche Gehirn.

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Forscher haben ermittelt, dass langfristiges Tragen dieses „VR-Headsets“ die Welt, und wie sie wahrgenommen wird, tatsächlich verändert. Jeremy Bailenson, der Leiter des „Virtual Human Interaction Lab“ in Stanford, Connecticut, erklärt dazu: „Man hat viele, viele Menschen, die das Gerät viele, viele Stunden lang tragen. Und alles verstärkt sich in großem Maßstab.“ Damit soll gemeint sein, dass sich dadurch das Gehirn in einem Prozess befindet, die wahre Sicht auf die echte Umwelt komplett anders zu deuten und es auf diese Weise deutlich schwieriger macht, zu erkennen, was Realität und was von den gewonnenen Eindrücken fiktiv ist.

Tests des VR-Headsets zeigen unangenehme Nebenwirkungen

Als kurzfristige Nebenwirkungen werden bei der Nutzung der Apple Vision Pro, fehlerhafte Einschätzungen von Distanzen genannt, und zwar sowohl bei der Fernsicht als auch aus der Nähe. Besonders gefährlich ist die Nutzung beim Sport oder beim Autofahren. Der Eindruck, den die Brille vermittelt, kann komplett losgelöst von der Realität sein und so Unfälle erzeugen oder zumindest begünstigen. Laut den Forschern führen solche Brillen zu fehlerhaften Wahrnehmungseffekten von Scheinwelten.

Apple

Die Apple Vision Pro kann für die "Simulationskrankheit" sorgen

Verschiedene Teams trugen sowohl die Apple Vision Pro als auch das Konkurrenzprodukt, die „Meta Quest 3“ einige Wochen auf einem Universitätscampus, und sollten alle Dinge erledigen, die sie auch ohne eine solche VR-Brille tun müssen. Das Ergebnis war die „Simulationskrankheit“ mit Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen und Schwindel. Das ging auf Verzerrungseffekte zurück, bei denen zum Beispiel Aufzugsknöpfe nicht mehr getroffen wurden oder das Essen nicht mehr korrekt zum Mund geführt werden konnte. 

Mit der Zeit aber lernte das Gehirn, sich der „neuen“ Umgebung anzupassen. Daher ist das Gehirn in der Lage, falsche, künstliche Informationen in die reale Empfindung zu übertragen und so eine „parallele Welt“ als gegeben anzunehmen. Personen im Gespräch erscheinen unwirklich und wirken wie Avatare. Bailenson beschreibt diesen Zustand als „soziale Abwesenheit“. Andere Menschen scheinen nicht ganz „da“ zu sein, sondern wirken eher wie NPCs, also nicht spielbare Charaktere aus einem Computerspiel.

Das Gehirn kann möglicherweise dauerhaft beeinflusst werden

Am Schluss fasst der Forscher zusammen: „Diese Headsets können der realen Welt nicht nur Dinge hinzufügen, sie können sie auch löschen.“ Durch die Editierfunktion werden verschiedene Dinge aus der Realität „herausgeschnitten“ und durch virtuelle Szenen ersetzt. Hier besteht die Gefahr, dass die neue Technologie mit dem sensorischen Input insbesondere Kindern schaden wird. Allerdings wurde das auch über den Videorecorder, den Walkman oder über das Smartphone gesagt. Die Technologie entsteht und die Menschen passen sich den neuen Möglichkeiten an – so war das schon immer.