Führerschein-Tests für Senioren: Deutsche fordern noch härteres Vorgehen

Die EU plant neue Führerschein-Regeln für Senioren. In Deutschland werden sogar noch härtere Maßnahmen gefordert.

17.11.2023, 19:05 Uhr
Führerschein-Tests für Senioren: Deutsche fordern noch härteres Vorgehen
IMAGO / Zoonar
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Die EU fordert erweiterte Führerschein-Tests für Autofahrer ab einem bestimmten Lebensalter. Ziel soll es sein, zu überprüfen, ob Menschen noch konzentriert und reaktionsschnell am Straßenverkehr teilnehmen können, wenn sie ein gewisses Alter erreicht haben. Die Sachverständigen der europäischen Verkehrsausschüsse haben sich dabei auf das 70. Lebensjahr geeinigt. Der Vorschlag der EU lautet, ab diesem Alter in Form von Tests oder medizinischen Gutachten die Fahrtauglichkeit zu hinterfragen. Diese sollen dann alle fünf Jahre stattfinden.

Immerhin zeigen Statistiken, dass die Senioren zwar seltener in Unfälle verwickelt sind als der Bevölkerungsdurchschnitt, dafür aber überproportional mehr Anteil an schweren Unfällen haben. Außerdem haben die Fachleute in Brüssel es den einzelnen Mitgliedsstaaten überlassen, wie sie den Vorschlägen zur Überprüfung der Fahrtauglichkeit von Senioren folgen wollen. Auch die genaue Ausgestaltung dieser Checks sollen in die nationale Verantwortlichkeit fallen. So soll und kann dann jedes einzelne EU-Land bestimmen, wie diese Prüfungen ablaufen sollen.

Mehrheit fordert regelmäßige Fahrtauglichkeitstests von Senioren Mehrheit fordert regelmäßige Fahrtauglichkeitstests von Senioren
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Deutschland befürwortet verschärfte Regeln

Zudem hat sich das Marktforschungszentrum Innofact zum Ende August 2023 im Auftrag vom Vergleichsportal Verivox mit der Frage beschäftigt, wie die Deutschen eine solche Überprüfung sehen und was die Befragten für die geeigneten Schritte halten. Die Antworten sind etwas überraschend, denn hierzulande sieht man den Handlungsbedarf noch ein ganzes Stück strenger als in den Vorschlägen aus Brüssel.

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BearFotos/Shutterstock

Senioren sollen regelmäßige Fahrtauglichkeitstests absolvieren

Ganze 74 Prozent begrüßten den Vorstoß der EU. Darunter auch Befragte, in einem Alter von 70 bis 79 Jahren. Von diesen Befürwortern wollten dann 89 Prozent sogar, das der Prüfturnus alle 3 Jahre oder sogar noch häufiger stattfinden muss. Einen 2-Jahre Rhythmus wollten demnach 48 Prozent. Der Geschäftsführer von Verivox, Wolfgang Schütz meinte in diesem Zusammenhang: "In einigen EU-Ländern sind befristete Führerscheine und regelmäßige Eignungstests für Senioren bereits Pflicht." Laut der Befragung sprachen sich dann 64 Prozent für eine medizinische Untersuchung aus, die ebenfalls von der EU vorgeschlagen wurde, und weitere 63 Prozent würden Fahrstunden befürworten. Allerdings soll es keine erneute Führerscheinprüfung geben.

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Die Deutschen wünschen sich noch häufigere Führerschein-Tests

Generell sollte der Gesetzgeber allerdings mit seinen älteren Bürgern in Deutschland aber vorsichtig umgehen, denn es gibt auch viele Stimmen, die monieren, dass es zwar durchaus gewünscht ist, demnächst bis zum 70 Lebensjahr zu arbeiten, gerne auch verantwortungsvoll an Maschinen, jedoch pünktlich zum Eintritt des Rentenalters die Fahrtauglichkeit hinterfragt wird. Hier ist sicher bei der deutschen Lösungsfindung, die demnächst auf Gesetzesebene stattfinden soll, ein gerechter Weg gefragt, denn schon jetzt sind Autofahrer ab dem 65. Lebensjahr mit zum Teil 16 Prozent höheren Versicherungsprämien bestraft als zehn Jahre jüngere Fahrer. 

Wer noch älter ist, zahlt sogar noch mehr, sogar auch dann, wenn er Zeit seines Lebens noch nie einen Versicherungsschaden gemeldet hat. Im Zuge der Fahrüberprüfung sollten dann diese „Strafprämien“ der Menschen ab dem 65. Lebensjahr auch wieder zurückgenommen werden. Bedenkt man nämlich die schwachen Renten und die enorm gestiegenen Kosten, auch für die Überprüfung der Fahrtauglichkeit,  so wird das Autofahren zu einem schlicht unfinanzierbaren Luxusgut, was dann auch der Wirtschaft schaden würde.